Womit fängt es an? Mit einem Sehnen, einem Drängen, einer verlockenden Vision? Oder eher mit einer abgrundtiefen Enttäuschung, gar einer handfesten Krise? Wege, die wir mit Wagemut gehen, können aus beiden Anlässen motiviert sein.
Keiner ist besser oder schlechter, selbst wenn uns die Psychologen gerne einreden wollen, wir wären nur durch Annäherungsziele motivierbar. Fakt ist, dass uns oft erst Not und äußerer Handlungsdruck aus eingespielten Verhaltensweisen heraushieven.
Das Drama am Wagnis ist seine Unkontrollierbarkeit
Es ist einfach nicht abzuschätzen, ob ein Zusammenziehen mit der neuen Flamme klappt, der Berufswechsel glückt oder die nächste Wohnung zufriedener macht als die alte.
- Unbekannte Erfolgswahrscheinlichkeit
- Effekte, Folgen und Konsequenzen liegen teilweise im Dunklen.
- Kann Abwehr oder unverarbeitete (Geburts-)Traumata aktivieren.
- Das Prinzip „Rückweg offen halten“ funktioniert nur bedingt.
- Das Prinzip „Halbe Kraft voraus“ bestätigt oft schlimmste Befürchtungen.
- Klippen & Stolpersteine lauern heraus- oder überfordernd unterwegs.
Deshalb gehen viele diesen Weg erst, wenn alle anderen Pfade versagt haben oder wir unvermutet hinausgeworfen werden aus vertrauten Bahnen. Denn so abenteuerlich ist wenigen von uns zumute, dass wir mit der Vision von einer besseren Zukunft locker aufbrechen, gar mit ganz kleinem Gepäck, wie wir das bei einigen Globetrottern so bewundernswert beobachten können.
Heute geht es um den Mut, der dich proaktiv den Aufbruch vollziehen lässt! Denn auch für die bodenständigeren Menschen kann Wagemut Berge versetzen und mit ein paar Tricks gelingt das auch!
Wie du dich wagst!
Von einem „So geht es nicht weiter“ oder „Alles auf Anfang“ durchlaufen wir viele Stadien mit Fortschritten, Rückschritten, gern akzeptierten Entwicklungssprüngen, aber auch Phasen des scheinbaren Stillstands, den wir oft erst im Nachhinein als Wachstumsprozess wertschätzen können.
Wir stellen uns Wandel gern durchweg als dynamischen, aktiven Prozess vor. Spannend ist jedoch auch das Verpuppungs-Stadium, im echten Leben oft als Stillstand, Leerlauf, Zwischenzeit erlebt … und eher erduldet, als wirklich willkommen geheißen. Doch hier reifen wir innerlich, sortieren uns um und sammeln Mut für nächste Schritte.
Dann wieder gleichen Wagnisse einer explosiven Wandlung, ähnlich wie ein Schmetterling zuvor noch als Raupe Nimmersatt durchs Leben kroch. Das Neue ward nie zuvor gesehen. Vertraue darauf, dass du deine Flügel ausbreitest und zu etwas Neuem herangereift sein wirst, was dich und andere in Erstaunen versetzt. Folgende Ideen können deinen Wandlungsprozess unterstützen:
1 | Wie umfassend ist dein Wagnis?
Wir können Wagnisse zunächst in ihrer Tragweite einordnen, dann fällt es uns leichter, die stimmige Portion in Angriff zu nehmen. Geht es beispielsweise darum, dich in deinem bestehenden Umfeld authentischer dich zu zeigen oder souveräner in Konflikten aufzutreten? Oder steckst du mitten in einer kompletten (beruflichen) Neuorientierung, die dir ganz viel Neues zugleich abverlangt?
Nimm dir ruhig Zeit für Notizen und beantworte die Frage: Was ist in deinem Leben gerade dran?
klein
- ein neues Outfit tragen
- Grenzen ziehen
- Nein sagen
- Nachfragen
- Stille aushalten
- auf jemanden zugehen
symbolisch
- ausmisten
- Dinge verschenken
- Träume beerdigen
- sich verloben
- Koffer packen
groß
- Job kündigen
- beruflich neu starten
- sich selbstständig machen
- eine Beziehung beenden
- eine Beziehung eingehen
- um-, aus- oder einziehen
2 | Untermauere dein Wagnis symbolisch
Lass uns die Idee der Symbole vertiefen. Guck dir meine Vorschläge und erfinde eigene. Symbolische Handlungen helfen uns, uns leichter auf große Veränderung einzustimmen.
Erfinde Rituale
Indem wir Rituale erfinden, Abschiede oder Neuanfänge feiern (oder notfalls unser Scheitern), schaffen wir uns einen bewussten Rahmen. Statt jahrelang einer verpassten Chance hinterher zu trauern, setzen wir damit einen Schlusspunkt, um endlich nach vorne zu gucken.
- Beerdigung überholter Träume
- Siegerehrung für Erfolge
- schamanische Visionssuche etc.
Zelebriere Übergangszeiten
Ähnlich verhält es sich, wenn uns ein Risiko zu groß erscheint. Vielleicht kannst du zunächst eine Probezeit ausrufen und die finale Entscheidung damit vertagen? Wie wäre es, eine Art Verlobungszeit einzuführen, auch für Jobs, Aufträge, Wohnungen, Freundschaften etc.
Installiere sichtbare Signale
Wenn du Probleme mit dem Loslegen hast, können sichtbare Erinnerungshilfen sehr wertvoll sein. Platziere Sie am besten dort, wo du täglich vorbeikommst oder wo sie dich gar im Ablauf stören, um dich hartnäckig an deine Träume zu erinnern.
- Umzugskarton mitten ins Wohnzimmer stellen
- Landkarte vom fernen Traumziel kaufen und zentral aufhängen
- Kleidung vorab dem Traumjob anpassen
3 | Nutze das Prinzip des begrenzten Engagements
Manchmal ist weniger mehr! Vor allem, um an Anfang ins Tun zu finden. Oder wenn die Tragweite deines Vorhabens dich emotional stark durchschüttelt oder gar zu blockieren droht. Lass dich von den Beispielen inspirieren.
Was könnte es dir leichter machen, einzulassen? Hier ein paar Impulse:
Begrenze dich zeitlich
Nur für 24 Stunden (oder die nächsten 2 Wochen oder 6 Monate) … engagiere ich mich voll auf diese Aufgabe … oder lasse ich mich ganz auf diese Beziehung ein … oder nehme ich mir eine Auszeit [Setze hier ein, was bei dir gerade ansteht]. >> Erst DANN entscheide ich GANZ!
Reduziere dich inhaltlich
Beispiel „gesünder leben“: Erst lasse ich NUR den Süßkram weg! DANN achte ich auf mehr Vitamine! DANACH sorge ich für mehr Bewegung im Alltag. Und erst DANN integriere ich noch mehr gesunde Gewohnheiten!
Reduziere das Risiko
- Trennung auf Probe
- Kloster auf Zeit
- dich in Teilzeit selbstständig machen
- Reiserücktrittsversicherung abschließen
- Wohnung untervermieten statt aufzugeben
4 | Wachse über dich hinaus
Bei anderen Dingen hilft uns die Salami-Taktik nicht. Sie kann sogar kontraproduktiv sein! Wenn du dich immer nur für die nächsten Wochen auf deine Beziehung einlässt, musst du dich nicht wundern, wenn sie irgendwann auseinanderbricht.
Auch deine Selbständigkeit könnte unter der „halben Kraft“ leiden, wenn du sie nur nebenberuflich aufbaust und nicht so viel davon abhängt. Deshalb erwäge, ob du den Einsatz erhöhst, um dein Commitment zu steigern.
Erhöhe deinen Einsatz
- Großprojekt als Einzelunternehmer*in annehmen
- Hausbau und Beförderung parallel bewerkstelligen
- Eltern werden und dich parallel selbstständig machen
Suche dir Sparringspartner
- Trau dich direkt an die „big player“ heran!
- Kämpfe um eine Gehaltsverhandlung!
- Nicht irgendeinen Kunden, nein, direkt den Traumkunden gewinnen!
Folge dem, was dich unwiderstehlich anzieht
- Was reizt dich besonders?
- Was fasziniert dich, selbst wenn du ganz dolle müde bist?
- Was verleiht dir Flügel?
- Strebe genau danach – alles andere lasse links liegen!
Lass dich ein! Du wirst es lieben… Da bin ich mir sicher. Denn nichts ist auf Dauer so frustig, als immer wieder vor der nächsten Klippe zurückzuschrecken.
Wäge meine Vorschläge in Ruhe ab. Sicherlich hast du schon ein Gespür dafür entwickelt, was bei dir ansteht und du ausprobieren willst. Oder irgendetwas hat dich richtig überrascht, weil du daran noch nie gedacht hast. Das ist eine gute Fährte, folge ihr …
Viel Wagemut wünsche dich dir!
Deine Silke
Liebe Silke,
genau in dieser Phase der Wandlung befinde ich mich – nämlich die Beraterin in mir neu zu entdecken, anderes loszulassen, aus meinen Erfahrungen zu schöpfen und mein Geschäft neu aufzustellen. Tatsächlich ist etwas nahezu unbemerkt von mir seit meinem Büroumzug in Fluss gekommen, werden Aufgaben an mich herangetragen, die ich mit freiberuflichen Partnerschaften arbeitsteilig als Projektmanagerin bewältige.
Jetzt muss mir nur noch ein Licht aufgehen, wie ich das fair und tragfähig kalkuliere, das letzte Wagnis 😉
Ich wünsche Dir fröhliche Osterrtage!
Ganz herzliche Grüße
Evelyn
Liebe Evelyn,
aus den eigenen Erfahrungen zu schöpfen und sie neu zu arrangieren, passiert oft genau so. Nämlich dann, wenn du bereit bist, einen Teil des Bisherigen loszulassen. Da geschieht Wandel nebenbei, weil sich bereits so viel im Wandel befindet.
Ich staune selbst noch, wie sich immer alles neu zusammenfügt ;o)
Herzliche Grüße
Silke