Wer nicht wirbt, der stirbt! So hieß vor kurzem eine Veranstaltung im Technologiepark Kamen. Nun mögen Introvertierte gar keine plakative Werbung, sondern sagen eher: „Ich mag mich nicht verkaufen!„.
Ist ein Scheitern damit vorprogrammiert? Grund genug, den Traum von der Selbstständigkeit an den Nagel zu hängen? Mitnichten!
Introvertiert gründen und Erfolge erzielen
Ich selbst bin im siebten Jahr selbstständig und ich kenne viele weitere, die gerade durch ihre Selbstständigkeit erstmals richtig zufrieden arbeiten. Ein paar Fakten, worin das begründet liegen mag.
Introvertierte Qualitäten für die Selbstständigkeit
- Wir Intros lieben Substanz und arbeiten meist mit hohen qualitativen Ansprüchen. Gut für unsere Kunden!
- Die Fähigkeit, dich konzentriert und vertieft in Sachverhalte einzuarbeiten, kommt einer Selbstständigkeit (im Homeoffice) wunderbar entgegen. Sprich: Arbeit ganz nach deinem Takt!
- Du kannst stundenlang allein vor dich hinwerkeln und brauchst wenig Ablenkung oder Gesellschaft? Wieder ein Pluspunkt fürs selbstständige Arbeiten!
- Befreit von hierarchischen Grabenkämpfen in Unternehmen oder gar Konzernen lockst du als Intro vielfach neue Dimensionen (kreativer) Schaffenskraft hervor. Das schafft Zufriedenheit für dich und deine Kunden!
Doch nun zur Kehrseite: Wie finden dich deine Kunden?
Der Mythos, schon von selbst entdeckt zu werden, wenn du nur deiner Leidenschaft folgst, ist wohl nur wenigen Ausnahme-Unternehmern vergönnt.
Tatsächlich laufen wir Intros Gefahr, zu wenig für die Kundengewinnung zu tun. Viel zu attraktiv ist wahrscheinlich die nächste inhaltliche Herausforderung – und du hoffst auf Folgeaufträge, wenn du nur fachlich überzeugst. Das reicht aber leider bei den wenigsten!
Die Chance am Intro-Himmel: Social networking!
Gary Vaynerchuk proklamierte erst kürzlich, dass die sozialen Netzwerke das Zeitalter der introvertierten Solopreneure sei: „The Age of the Introvert Entrepreneur„!
Denn unsere Geschäftswelt verändert sich. Längst hat die schriftliche (computerbasierte) Kommunikation die Vorherrschaft übernommen. Soziale Netzwerke erhalten enormen Zulauf. Vielfach haben Mails, SMS oder Messenger-Dienste wie Whatsapp bereits dem Telefon den Rang abgelaufen.
Das ist unsere Chance, denn Schreiben liegt uns einfach im Blut! Hierbei kannst du in Ruhe formulieren, was dir wichtig ist und alle relevanten Details sachgerecht darlegen. Ohne Ablenkung und störenden Smalltalk kannst du sofort zum Wesentlichen kommen.
Auch Kontakten gehört zur Stärke von uns Intros
Vielleicht anders als die extrovertierten Mitbewerber, die in wenigen Monaten tausende von Followern um sich herum versammeln. Dafür spinnst du wahrscheinlich tragfähige Beziehungen, die von gegenseitiger Wertschätzung und echtem Wissen voneinander geprägt sind.
Nach Karriereberaterin Svenja Hofert bringt das „Slow-Grow-Prinzip“ Selbstständige nachhaltig weiter. Lieber solide kleine Wachstumsschritte anpeilen statt sich zu schnell zu verausgaben.
Nadelöhr Marketing! Was hilft dir wachsen?
Dennoch bleibt Marketing wohl der Engpass, durch den (introvertierte) Selbstständige sich fädeln müssen. Mitzuerleben, wie Jung-Unternehmer kurz vor dem Aufgeben stehen, nur weil sie das Marketing vernachlässigt haben, das schmerze zutiefst. Denn an der richtigen Geschäftsidee scheitere es selten, verriet mir Gründungsberaterin Silke Höhne vorgestern erst.
Denk dran, du bist nicht allein! Vorbei sind die Zeiten, in denen jeder alles selbst bewältigen musste. Ich amüsiere mich immer, wie erstaunt meine Tante ist, wenn ich ihr von meiner Mastermind-Gruppe erzähle. Auch Foren auf Facebook oder die gegenseitiger Hilfe beim Konzipieren von Trainings kennt sie nicht.
Sie war früher Lehrerin – und es war absolut verpönt, sich gegenseitig in die Karten (sprich: Unterrichtsvorbereitung) gucken zu lassen. Jeder tat, als packe er das schon. Wie gut, dass solche Zeiten vorbei sind!
Vier Denkanstöße, die dir überleben helfen!
Hol dir Hilfe!
Egal, ob du einer Mastermind-Gruppe beitrittst, relevante Blogs liest, Kurse absolvierst oder dich bei anderen informierst, die dir schon einen Schritt voraus sind, unternimm etwas! Wichtig ist, dass du in dich und deine Entwicklung investierst. Auch externe Unterstützung durch Coaching und Beratung kann wertvolle Wachstumsschritte initiieren.
Besetze dein Thema!
Über die perfekte Nische will ich hier gar nicht schreiben, sondern tatsächlich über Leidenschaft. Bei welchen Themen und Details fließt dein Herz über? Worüber kannst du stundenlang reden, wenn man dir die Gelegenheit dazu bietet?
Klar hören wir als Introvertierte meisterhaft gut zu, doch Marketing soll ja dir neue Türen eröffnen. Nutze deine Herzensthemen und trage sie mitten ins Marketing und in deine Netzwerke hinein. Denn wahre Leidenschaft strahlt aus!
Beweise Spürsinn!
Zurück zu deinen Zuhörqualitäten. Warum nicht daraus eine Tugend machen – und 1A Marktforschung betreiben? Höre deinen Kunden bzw. deiner Wunschzielgruppe wirklich zu. Das kannst du, ohne dass ich dir das genauer erläutern muss.
Erfasse dabei gleich die Schlüsselwörter und Formulierungen, mit denen sie ihre Nöte und Wünsche beschreiben. Daraus kannst du passgenaue Angebote formulieren, die genau auf die Sprache deiner Kunden in spe abgestimmt sind.
Bleib dran!
Halte durch, auch wenn es langsamer vorwärts geht, als du dir das eigentlich gewünscht hast. Selbstständigkeit hat etwas von einer Achterbahnfahrt, schrieb Katharina Lewald so treffend in einem offenen Brief.
Bleib auch dran an deinen Kunden. Komm mit ihnen ins Gespräch bzw. zeig dich im schriftlichen Austausch bei Facebook, in Foren oder wo auch immer du dich wohl fühlst. Beweise einfach Durchhaltevermögen bei allem, was du tust!
So festigt sich deine Selbstständigkeit und wächst mit dir über dich hinaus…
Frohes Schaffen!
Deine Silke